Samstag, 10. Januar 2015

Fairtrade-Themenreise durch England: Teil 2

Alle zwei Wochen berichtet Lara Render von den Erfahrungen während ihrer Fairtrade-Themenreise durch England. Alle bisher erschienenen Reiseberichte finden Sie hier.

Es geht los!


Am 30. Juni ging meine Fairtrade-Reise dann also los. Nach vielen, vielen Stunden Busfahrt und einem fünfstündigen Stopp in London kam ich am nächsten Tag in Liverpool an.

Nachdem ich in den ersten eineinhalb Tagen die Stadt und mein neues Zuhause besser kennengelernt hatte, traf ich Sara Parker, Mitglied der lokalen Fairtrade-Gruppe, und freute mich besonders darüber, ihre Gäste kennenzulernen: Zwei Lehrer – ein Lehrer und eine Lehrerin aus Sikles, einem Ort in Nepal – mit denen Sara eine enge Kooperation pflegt. Die beiden Lehrer waren vom British Council eingeladen worden, da ihre Schule eine Kooperation mit einer englischen Schule pflegt, ohne dass von nepalesischer Seite jemals ein Lehrer nach England gereist war.

Schnell erfahre ich, dass man sich in Nepal mit dem Wort Namaste begrüßt und dass das Leben, dass Gehendra, der Lehrer, kennt, sich sehr von dem europäischen Alltag unterscheidet. So ist bei Ihnen ein Zugang zum Internet noch ein Luxusgut, ebenso wie eine gute Schulbildung und ausgebaute Straßen.

Sara war damals als Volunteer in Sikles und hat Englisch unterrichtet. Nachdem sie wieder nach England zurückkam, hat sie viele Projekte mit der Gemeinde in Sikles durchgeführt. So hat sie ein Mal Second-Hand-Kameras an die Bewohner von Sikles ausgeteilt. Diese konnten Fotos von ihrem Alltag und der wunderschönen Natur, die sie umgibt, schießen, sodass am Ende eine Reihe wunderbarer Bilder entstanden war, die Sara dazu nutze, ein Buch zu gestalten. Das Buch wurde dann in England veröffentlicht, sodass sich Interessierte ein authentisches Bild vom Leben in Sikles machen konnten und können.

Ich selbst habe das Buch auch gesehen und bin begeistert von den Aufnahmen: Kaum zu glauben, dass alle Bilder von Amateurfotografen stammen, teilweise von Menschen, die zuvor noch nie eine Kamera in ihren Händen gehalten hatten.

Aktuell arbeitet Sara an einem anderen Projekt in Kooperation mit Sikles: Und zwar plant sie ihr eigenes kleines, faires Geschäft zu starten. In Sikles kennt sie eine Frau, die Taschen, Federmäppchen und andere Stoffprodukte von anderen Frauen zu fairen Konditionen herstellen lässt. Sie bietet nicht nur einen fairen Lohn und faire Arbeitsbedingungen, sondern setzt sich auch sehr für soziale Inklusion ein. So lässt sie die Bänder an den Federmäppchen von blinden Arbeiterinnen weben und gibt diesen eine Chance sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Saras Plan besteht darin, diese Produkte nun nach England zu importieren und an Schulen heranzutragen. Dafür möchte Sie zunächst ein Puppenspiel, das auf einem Bilderbuch beruht und auf spielerische Art über Fairtrade und das Leben in Nepal informiert, in Schulen vorführen. Im Anschluss an die Vorführung sollen die Schulen dann einige der fair gehandelten Produkte kaufen, um sie auf einem Weihnachtsbazar oder ähnlichen Veranstaltungen später gewinnbringend weiterzuverkaufen. Auf diesem Weg würde die Schule nicht nur den fairen Handel unterstützen, sondern auch selber vom Verkauf profitieren.

Saras Idee finde ich klasse, und bei einer Art Preview des Puppenspiels durfte ich auch dabei sein: Sie hat im FIG Tree, einem Faircafé, mehrere Schulen mit jeweils zwei Vertretern der Schülerschaft eingeladen, um diesen ihre Idee zu präsentieren und zu schauen, wie sie ankommt. Und nicht nur die Schüler, sondern auch ich war begeistert. Die Schüler durften die Puppen selber halten und in die verschiedenen Charaktere des Buchs hineinschlüpfen. Später haben sie sogar noch Videos aus Sikles gesehen. Sara hat Aufnahmen der blinden Weberinnen gezeigt und auch die Dame, die vor Ort die Produkte produziert, mit Hilfe von Videos vorgestellt. So haben die Geschichte des Buches und die Charaktere für die jungen Zuhörer eine noch authentischere Dimension erhalten.

Ich habe bei meinem Aufenthalt in Liverpool sehr viel gelernt. Das Wichtigste: Jeder kann etwas bewegen!

Der nächste Artikel zu meiner Fairtrade-Reise durch England erscheint am 24. Januar hier auf http://www.fairtrade-duesseldorf.de/.