Samstag, 7. Februar 2015

Fairtrade-Themenreise durch England: Teil 4

Alle zwei Wochen berichtet Lara Render von den Erfahrungen während ihrer Fairtrade-Themenreise durch England. Alle bisher erschienenen Reiseberichte finden Sie hier.

I love CARlisle


Der Fairtrade Way in Carlisle führt mich zunächst zu Claire, denn Claire ist die Koordinatorin der Fairtrade-Gruppe vor Ort und hat mir angeboten, bei ihr und ihrer Familie zu übernachten. Nachdem ich angekommen bin und mein Zimmer bezogen habe, zeigt sie mir in der Stadt den Eine-Welt-Shop, über den ich während meines Aufenthaltes in Carlisle noch viele spannende Sachen erfahre. Er liegt in einer Seitengasse der Haupteinkaufsstraße, und ich bin überrascht wie geräumig er ist. Auch das Angebot ist erstaunlich vielfältig; es reicht von Schmuck bis zu cooler Kleidung.

Der Laden wird als Kooperative geführt, und es gibt lediglich eine Teilzeitangestellte. Die übrige Arbeit wird von Freiwilligen übernommen. Gegründet wurde der Laden von Lorna, die eine wahnsinnig nette und aktive Frau ist. Sie erzählt mir, dass sie damals Glück hatte, da sie den Laden durch ein Erbe finanzieren konnte. Gewinn bringt das Geschäft leider kaum, aber sie findet es wichtig, dass es einen Eine-Welt-Shop in Carlisle gibt. Sie erzählt mir, wie sehr ihr der Laden am Herzen hängt, sie ihn aus familiären Gründen jedoch nicht mehr weiterführen konnte und wie unendlich froh sie ist, dass er nun als Kooperative weitergeführt wird.

Mit Lorna erkunde ich den Lake-Distrikt. Er ist einer der schönsten Orte Englands, in dessen Herzen mehrere Seen umrandet von Bergen liegen. Als wir am Fuß des Sees stehen und dann auch noch die Sonne rauskommt, komme ich mir vor wie in einem Märchen.

Unser Ziel im Lake-Distrikt war der Fairtrade-Ort Keswick, wo wir zu meinem Erstaunen und auch zum Erstaunen meiner Freunde eine Broschüre über den Fairen Handel im Touristeninformationszentrum finden. Aber nicht nur Keswick ist was den fairen Handel angeht sehr aktiv. Auf dem Hinweg zeigt Lorna mir noch einen weiteren tollen Shop in einem kleinen Ort, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnere. Der Shop hier wird von Menschen mit Behinderung geführt. Sie werden durch Mitarbeiter des Heims, welches den Shop unterhält, unterstützt, übernehmen aber so viel Arbeit wie möglich selbst. Neben vielen fairen Produkten verkaufen sie auch selbstgemachte Kunstwerke. Ich bin begeistert von der Atmosphäre und dem Shop.

Nun habe ich schon zwei Tag vorgegriffen. Zurück zum Tag meiner Ankunft, denn der Abend des besagten Tages war nochmal ganz besonders. Esther, ein weiteres Mitglied der Fairtrade-Gruppe, hat mich für den Abend zu sich eingeladen, und nachdem wir im Supermarkt einen Fairtrade-Einkauf gestartet haben, wobei wir faire Bohnen und faire Vanilleschoten entdeckt haben, sind wir zu ihr „aufs Land“ gefahren.

Sie wohnt etwas weiter ab von der Stadt, aber ich würde behaupten, dass sich die weiten Strecken, die sie zum Einkaufen und ihre Kinder zur Schule zurücklegen müssen, lohnen. Denn das Haus ist sehr groß und der Blick unglaublich: Sie schauen direkt auf die Berge. Am Haus gefällt mir besonders der kleine Wintergarten, dessen Dach voll von Weintrauben ist. Ich kann meinen Blick gar nicht mehr abwenden und freue mich sehr, als ich die Weintrauben endlich probieren kann.

Von Esther erfahre ich, dass sie nach ihrem Studium gerne für eine Zeit ins Ausland wollte, und nachdem sie sich auf mehrere Stellen beworben und aus Malawi eine positive Antwort bekommen hatte, machte sie sich auf nach Malawi.

Dort sah sie die Armut, von der in Europa alle immer sprachen, und nachdem sie seit einiger Zeit immer wieder bedruckte Blätter, die ihr Unternehmen normalerweise weggeworfen hätte, an Kinder auf den Straßen verschenkt hatte, kam ihr die Idee eine Papier-Recycling-Fabrik zu gründen. Diese Fabrik gibt es wohl heute noch, sie wird jetzt aber von anderen Leuten geführt, da Esther mit ihrem Mann und den Kindern beschloss, nach England zurückzukehren.

Ihre Geschichte hat mich sehr beeindruckt, aber nicht weniger ihre unerwartete Gastfreundschaft und das Angebot mir zu helfen, einen Kontakt nach Malawi aufzubauen.

Am nächsten Morgen gingen Esther und ich noch mit dem Hund spazieren, und danach musste ich wieder zurück zu Claire und ihrer Familie. Mit Claire lerne ich die Stadt noch besser kennen und wir holen am Nachmittag ihre Kinder von der Schule ab. Ihre Familie nimmt mich wirklich sehr herzlich auf, und ich fühle mich schon am zweiten Tag wie zu Hause.

Nach meinem Ausflug mit Lorna, bleibt mir nur noch ein weiterer Tag in Carlisle, den ich nutze, um mir das Schloss vor Ort anzusehen und ein cooles I love Carlisle T-Shirt zu kaufen. Mit meinem „Adieu“ ist jedoch auch ein „Salut“ verbunden, denn Lauren und Liam, meine nächsten Gastgeber, holen mich in Carlisle am Abend ab.

Mein nächstes Ziel:
Willowford Farm

Der nächste Artikel zu meiner Fairtrade-Reise durch England erscheint am 21. Februar hier auf http://www.fairtrade-duesseldorf.de/.