Samstag, 24. Januar 2015

Fairtrade-Themenreise durch England: Teil 3

Alle zwei Wochen berichtet Lara Render von den Erfahrungen während ihrer Fairtrade-Themenreise durch England. Alle bisher erschienenen Reiseberichte finden Sie hier.

Die erste Fairtrade Town der Welt – Herzlich willkommen in Garstang!


Mein zweites großes Reiseziel war Garstang, die Stadt, in der die Bewegung der Fairtrade Towns losging.

Garstang ist ein sehr gemütlicher, kleiner Ort im Nord-Westen Englands mit gerade einmal 4000 Einwohnern. Und trotzdem ist der Ort weltweit, zumindest in der Welt des fairen Handels, bekannt. Besucher aus Japan, den Vereinigten Staaten, aus Nepal, aus Ghana und aus Korea waren schon in Garstang, um mehr über die Geschichte der Fairtrade Towns und des fairen Handels generell zu erfahren. Aus demselben Grund bin auch ich in Garstang. Ein entscheidender Ort für den fairen Handel in Garstang ist der FIG Tree. Der FIG Tree ist ein Café, das nur faire und lokal gehandelte Produkte ausschenkt und verkauft und auch Informationen über den fairen Handel bietet.

Ich durchstöbere einen Ordner, in dem die Geschichte der Fairtrade Town dokumentiert ist, und stelle dabei fest, dass wenige, aber dafür sehr engagierte Leute, Garstang in eine Hochburg des fairen Handels verwandelt haben. Was dabei aber auch deutlich wird, ist, dass nicht alle Bewohner Garstangs Fans des fairen Handels sind. Denn der Prozess, den fairen Handel zu etablieren, hat viele Jahre gedauert, und als ich durch die Supermärkte laufe, entdecke ich beispielsweise viele Säfte, die nicht fair gehandelt sind. Von Bruce Crowther, dem Hauptinitiator der Fairtrade-Campaigner und Leiter des FIG Trees, erfahre ich, dass er oft mit den Leitern der Supermärkte spricht, um sie daran zu erinnern, dass sie als Teil einer Fairtrade Town die Verantwortung haben, möglichst viele fair gehandelte Produkte anzubieten und dafür auch mal größere Aufwände in Kauf zu nehmen.

Bruce erklärt mir, dass er es als wichtig erachtet, dass Besucher, die nach Garstang kommen, um mehr über den fairen Handel zu lernen, sehen, dass auch in Garstang noch nicht alles perfekt und reibungslos läuft. Denn so sieht es in Bezug auf den fairen Handel fast überall aus: Es muss für ihn unentwegt gekämpft werden, und bis er sich fest etabliert hat, ist es noch ein weiter Weg.

Aber zurück zum FIG Tree: Einen Tag in der Woche ist das Café geschlossen, damit in den Räumen Workshops für Schulen stattfinden können. Ich habe Glück, denn genau in der Zeit, in der ich da bin, findet ein Schokoladenworkshop statt. An einem Mittwochmorgen kommt eine Schulklasse aus Manchester angereist, die den Workshop als Preis für einen Nachhaltigkeitswettbewerb gewonnen hat.

Die Jugendlichen bekommen zuerst einen Kalender, aus dem sie den Wochentag, an dem sie geboren wurden, entnehmen können. Dann dürfen sie sich einen typisch ghanaischen Namen aussuchen, der entsprechend des Wochentages, an dem man geboren wurde, vergeben wird.

Später gehen sie in einen Nebenraum, in dem Bruce Crowther, verkleidet als Chief einer ghanaischen Gemeinde, sitzt, um die Besucher willkommen zu heißen. Dann erklärt er, warum er so „merkwürdigen“ Schmuck und Kleidung trägt, und erzählt mehr über die Geschichte der ehemaligen britischen Kolonie. Die jugendlichen Besucher sind sehr aufmerksam und stellen spannende Fragen. Eine bezieht sich beispielsweise auf ein Zitat Mandelas an der Wand des Raumes.

Nach der spannenden Einführung in die ghanaische Kultur geht es an die Arbeit. Die Besucher dürfen sich ein paar Kakaobohnen nehmen und diese anschließend zum Rösten in den Ofen legen.

Nach kurzer Zeit verbreitet sich im gesamten FIG Tree der Duft nach gerösteten Kakaobohnen, und die Vorfreude auf die Schokolade steigt immer weiter. Der nächste Schritt besteht darin, die Bohnen aus ihrer Schale zu lösen und dann zu zermahlen. Später wird noch Zucker, Kakaobutter und Milchpulver hinzugefügt. Dann wird alles in eine Riegelform gefüllt, und anschließend wird es gekühlt. Am Nachmittag sind die Schokoriegel dann fertig, und die Besucher reisen glücklich mit ihren Riegeln wieder zurück.

Ein weiteres Highlight meiner Zeit in Garstang war das Laufen des „Fairtrade Ways“. An einem sonnigen Tag bin ich von Garstang bis nach Lancaster gelaufen und habe auf dem Weg die wundervolle Natur um mich herum genießen dürfen. Auf dem Weg kam ich bei zwei Cafés, die Fairtrade-Produkte anboten, vorbei, aber mit meinem fairen Lunchpaket, das vor allem aus Cookies bestand, war ich bestens versorgt.

Der Fairtrade Way reicht mittlerweile schon durch weite Teile Englands und ist wirklich eine Reise wert, denn er führt an den schönsten Orten Englands vorbei, und es besteht der Plan den Weg so zu erweitern, dass man ganz England erkunden kann, wenn man ihn abläuft. Vor allem den Teil durch den Lake District, der bei den Engländern ein typisches Urlaubsziel ist, kann ich empfehlen.

Mein weiterer Weg durch Großbritannien führt mich entlang des Fairtrade Ways nach Carlisle. Allerdings laufe ich nicht, sondern nehme den Zug, damit ich mehr Zeit in Carlisle und bei meinen anderen Zielorten habe.

Der nächste Artikel zu meiner Fairtrade-Reise durch England erscheint am 7. Februar hier auf http://www.fairtrade-duesseldorf.de/.